Zoé Kergomard (DHI Paris), Elections, piège à cons? Wahlbeteiligung als politischer Streitgegenstand in der V. Republik
Sartres Wahlkritik aus dem Jahr 1972 findet in Frankreich bis heute Resonanz, verweist aber gleichzeitig auf die frühe Problematisierung der Wahlen und Referenden in der V. Republik. Während Akteure der 68er, aber auch der traditionellen Linken Wahlenthaltung als politischen Akt des Widerstands stilisierten, hatten die Gaullisten seit 1958 besonderen Wert auf hohe Beteiligungszahlen als Legitimitätsbeweis gelegt. Dieser Vortrag schlägt vor, die Wahlbeteiligung als politischen Streitgegenstand in der französischen Öffentlichkeit zu historisieren. Damit wird angestrebt, analytische Distanz zur heutigen Problematisierung der Wahlenthaltung als Symptom einer „Post-Demokratie“ zu gewinnen. Auch in den heute idealisierten Trente Glorieuses war Wahlbeteiligung nicht selbstverständlich -- und vielleicht legen die Wahlkritiker heute wie gestern nur den Finger in die offenen Wunden der V. Republik.
Zoé Kergomard ist seit März 2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Neuere und Neueste Geschichte am Deutschen Historischen Institut Paris.
Forschungsprojekt: Shall the »People« Speak? Historicizing Electoral Participation in France, Germany and Switzerland, 1945–2017.
2018 Promotion in Zeitgeschichte, Universität Freiburg (Schweiz), betreut von Prof. Dr. Damir Skenderovic: „Es ist nicht selbstverständlich, dass man uns wählt“. Schweizer Parteien im Wahlkampf (1947-1983), 2020 als Buch veröffentlicht: Wahlen ohne Kampf? Schweizer Parteien auf Stimmenfang, 1947–1983 (Schwabe).
2012 Master of European Studies (Schwerpunkt: Politikwissenschaften), Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder).
Der Vortrag findet in Zusammenarbeit mit dem Kolloquium des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte (PD Dr. Sonja Levsen) statt.
Zoom-Meeting beitreten
https://uni-freiburg.zoom.us/j/85881679570
Meeting-ID: 858 8167 9570
Kenncode: b#A=k?kL7