Dr. Arndt Weinrich: Militär, Medien und öffentliche Meinung. Militärskandale und –affären in Frankreich und Russland 1870–1914
In den Jahren 1871-1914 sahen sich alle europäischen Armeen mit vielfältigen militärtechnischen, politischen und sozio-kulturellen Herausforderungen konfrontiert: Nicht nur galt es – im Kontext des rapide voranschreitenden militärtechnologischen Fortschritts – die operativen Fähigkeiten von Heer und Marine ständig weiterzuentwickeln, um mit den konkurrierenden Militärmächten Schritt halten zu können. Nein, darüber hinaus musste auf gesamtgesellschaftliche Dynamiken (Liberalisierung, Demokratisierung, Säkularisierung) reagiert werden, die die traditionelle Sonderstellung des Militärs im Staat und das korporative Selbstverständnis des Offizierskorps sowie die konstitutiv dazugehörenden Wert-und Normvorstellungen radikal in Frage zu stellen drohten.
Eine herausgehobene Bedeutung kam in diesem Zusammenhang der Frage nach dem Umgang mit der so genannten »öffentlichen Meinung« zu, die sich im Zuge der Liberalisierung der Presse- und Zensurgesetze und dem Eintritt ins Medienzeitalter überall in Europa entwickelte und die zunehmend, und das unabhängig vom politischen Kontext, eine ernst zu nehmende Kontrollfunktion erfüllte.
Leitfragen:
- Wie ging das Militär mit der Herausforderung einer kritischen Öffentlichkeit um?
- Welche Strategien im Umgang mit der öffentlichen Meinung entwickelten »Traditionalisten« und »Modernisten«, die es in allen europäischen Armeen gab?
- Welche Wechselwirkungen gab es dabei zwischen Medien und Militär (bzw. einzelnen Militärs), und wie wirkten sich diese auf das Verhältnis von Militär und Gesellschaft bzw. auf die Rolle des Militärs im Staat aus?
- Wie verschoben sich in diesem Zusammenhang Wert- und Normvorstellungen des Offizierskorps?
Dr. Arndt Weinrich ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter der Forschungsgruppe „Erster Weltkrieg“ am DHIP, Paris.
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