Friedemann Pestel: Chateaubriand und das Zeitalter der Emigrationen (ca. 1750‒1850)
François René de Chateaubriand (1768‒1848) gehörte zu den am weitesten gereisten Zeitgenossen des Zeitalters der Revolutionen. Zwischen Europa, Nordamerika, der Karibik und dem Nahen Osten waren sein Leben und Werk über acht Jahrzehnte von Mobilität und Migration, von Exilphasen, von Überlebenskampf, politischer Karriere und den Langzeitfolgen von Remigration durchzogen. All diese Erfahrungen reflektierte und stilisierte er politisch und literarisch.
Der Vortrag nähert sich Chateaubriand aus dem Blickwinkel eines ,Zeitalters der Emigrationen‘. Angesichts der revolutionären Umwälzungen und politischen Regimewechsel überlappten sich um 1800 unterschiedliche Formen von Migration und begegneten sich unterschiedliche Gruppen und Generationen von Migranten, Emigranten und Remigranten. Somit steht Chateaubriand als Galionsfigur der französischen Romantik zugleich für die transnationalen Erfahrungsräume des Zeitalters der Revolutionen. Ohne die Phasen des Exils und die Bewältigung ihrer Folgen wäre sein literarisches Werk undenkbar.
Friedemann Pestel ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wo er sich 2022 habilitierte. Aufenthalte als Gastwissenschaftler führten ihn u.a. nach Paris, London, Wien und Berkeley. Seine Forschungsschwerpunkte und Publikationen reichen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart und umfassen insbesondere das Zeitalter der atlantischen Revolutionen, die Geschichte des internationalen Musikbetriebs, die Geschichte von Europavorstellungen sowie Geschichtspolitik und Memory Studies.
Der Vortrag findet in deutscher Sprache statt.
Der Eintritt ist frei, eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich. Interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer sind herzlich willkommen!