Jürgen Bolten (Jena): Diversität relational denken: Von kategorialen zu strukturprozessualen Perspektiven
Diversität hat in den vergangenen Jahrzehnten in nahezu allen Lebensbereichen an Akzeptanz gewonnen und ist ein verpflichtendes Kriterium, wenn es z.B. um die Einstellung von Personal geht. Diversitätsdenken ermöglicht die Formulierung von Rechten für Interessensgruppen, die zuvor unterprivilegiert waren, die sich nicht "geoutet" oder aber in ihren gemeinsamen Interessen nicht reflektiert haben.
Kategorisierungen wie "Geschlecht", "Alter", "sexuelle Orientierung", "Ethnizität" etc. dienen der Orientierung im Rahmen der Umsetzung von Diversitätsstrategien. Dabei schlägt Diskrimination, also das Aufmerksammachen auf spezifische Anerkennungsanliegen, häufig um in Diskriminierung. Wie sich an vielen Diskriminationsinitiativen - nicht zuletzt der Gender-Schreibweise - zeigen lässt, dekonstruieren sich gut gemeinte Legitimationsvorstöße häufig selbst dadurch, dass sie zu essentialistisch (oder egozentriert) agieren. Inwieweit relationale und strukturprozessuale Perspektiven an dieser Stelle weiterführen können, versucht der Vortrag zu skizzieren.
Jürgen Bolten ist Seniorprofessor für Interkulturelle Wirtschaftskommunikation an der Universität Jena. Er leitet u.a. das mit Fragestellungen der interkulturellen Öffnung befasste Projekt "Weltoffen miteinander arbeiten" (WOM). Im Mittelpunkt stehen hier Aspekte einer diversitätsgerichteten interkulturellen Organisations- und Personalentwicklung (www.wom.uni-jena.de)
Literatur zum Thema:
Bolten, Jürgen (2020): „Interkulturalität“ neu denken: Strukturprozessuale Perspektiven. In: H.W. Giessen/C.Rink (Hg.), Migration, Diversität und kulturelle Identitäten: Sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektiven. Stuttgart: Metzler, 85-104
Der Eintritt ist frei.