Prof. Dr. Thomas Keller (Osnabrück): Verkörperungen des Wissens im deutsch-französischen Verhältnis oder Die Übertragung geht dem Übertragenen voraus
Verkörperungen des Wissens im deutsch-französischen Verhältnis oder Die Übertragung geht dem Übertragenen voraus
Übersetzungen sind nachträglich. Der Vortrag ist ein Versuch, bei der Übertragung von Wissen dasjenige zu erfassen, in dem es sich verkörpert und ereignet, um über Kulturschwellen zu kommen. Solche vorbegrifflichen Medien sind Dinge (etwa steinerne Monumente, Bilder, Reliquien) und Körper und Lebewesen (Menschen, Tiere und Pflanzen). Sie repräsentieren und verbinden Verschiedenheiten stellvertretend und sind Spuren von Abweichungen. Ich möchte mit den Beispielen aus unterschiedlichen Epochen und Feldern anregen, die Aufmerksamkeit auf die "Stelle der Übertragung" im transkulturellen Verhältnis zu richten. Stimme (Akzent, Stilbruch), Körpergeste (Sexualakt, acte gratuit) und materiale (anorganische wie organische) Anzeichen bilden einen dissonanten Resonanzraum, der den begrifflichen Abgleichungen vorausgeht.