Xavier Le Clerc: Un homme sans titre / Ein Mann ohne Titel
Xavier Le Clerc, Un homme sans titre (Gallimard, 2022) / Ein Mann ohne Titel. Roman. Aus dem Französischen von Christiane Kayser (Merlin Verlag, 2024)
« Si tu étais si attaché à ta carte d’ouvrier, c’est sans doute parce que tu étais un homme sans titre. Toi qui es né dépossédé, de tout titre de propriété comme de citoyenneté, tu n’auras connu que des titres de transport et de résidence. Le titre en latin veut dire l’inscription. Et si tu étais bien inscrit quelque part en tout petit, ce n’était hélas que pour t’effacer. Tu as figuré sur l’interminable liste des hommes à broyer au travail, comme tant d’autres avant toi à malaxer dans les tranchées. »
Nach dem Tod seines Vaters begab sich Xavier Le Clerc auf die Suche nach dessen Geschichte. Weil sein Vater es zeitlebens vermied, von seiner Kindheit und Jugend zu erzählen, rekonstruierte Le Clerc den Lebensweg des Vaters ausgehend von Albert Camus’ Reportagen aus dem Jahr 1939. Aufgewachsen unter ärmlichen Bedingungen in der Kabylei, ging Le Clercs Vater in den 1960er-Jahren als Arbeitsmigrant nach Frankreich, wo er fortan als Lohnarbeiter in der Metallindustrie tätig war.
Xavier Le Clerc verwebt die Biographie seines Vaters mit der eigenen Geschichte als Einwandererkind in der 2. Generation, das im Alltag mit Rassismus und Homophobie konfrontiert war und dem zugleich ein Bildungsangebot zur Verfügung stand, von dem der Vater als Kind nicht einmal träumen konnte. „Ein Mann ohne Titel“ zeichnet ein nüchternes Bild von Frankreich im 20. Jahrhundert, das von Kolonialismus, Krieg, Immigration und kulturellen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen geprägt ist. Ein fesselndes Zeugnis von Migrations- und Integrationsgeschichte.
Xavier Le Clerc, Jg. 1979, wurde in der Kabylei (Algerien) geboren und wuchs in der Normandie, am Rande von Caen auf. Nach einem Studium der Soziologie und Literaturwissenschaften lebt er heute in Paris, wo er das Schreiben mit seiner Arbeit in der Modebranche verbindet. Unter seinem Geburtsnamen Hamid Aït-Taleb veröffentlichte er bereits mehrere Kurzgeschichten und einen ersten Roman. Seinen zweiten Roman, „Cent vingt francs“, in dem er an seinen Urgroßvater erinnert, veröffentlichte er bereits unter dem Namen Xavier Le Clerc.
Christiane Kayser, geb. 1954 in Luxemburg, studierte Wirtschaftswissenschaften in Paris sowie Pädagogik, Soziologie und Psychologie in Marburg und Köln. Als Spezialistin für die Dritte Welt führen sie seit 1984 regelmäßige Arbeitsaufenthalte nach Zentral- und Westafrika. Sie ist außerdem seit Jahrzehnten als Übersetzerin u.a. von Tahar Ben Jelloun, Vautrin, Benacquista, Fouad Laroui, Boualem Sansal und Jean Genet. Christiane Kayser lebt und arbeitet abwechselnd in Berlin, Afrika und in einem Dorf in der Nähe von Toulouse. Für die Übersetzungsarbeit an dem Roman "Ein Mann ohne Titel" erhielt Christiane Kayser das Niedersächsische Übersetzungsstipendium.
Das Gespräch findet in französischer Sprache statt. Die Moderation und Übersetzung ins Deutsche übernimmt Dr. Melanie Koch-Fröhlich (Romanisches Seminar und SLI der Uni Freiburg).
Eintritt : 11 € / 7 €