Dr. Bettina Severin-Barboutie (Paris/München): Gesellschaften in Bewegung. Mobilität und Migration der Städte Stuttgart und Lyon nach 1945

Die Geschichte der Migration wird in der historischen Forschung noch immer primär als eine Geschichte ihrer Folgen in einzelnen oder auch mehreren Aufnahmeräumen und damit als eine Geschichte der Immobilisierung von Menschen erzählt. Der Begriff der Migration selbst ist für diese Schwerpunktsetzung symptomatisch, bezeichnet er doch Personen, die ihren Lebensmittelpunkt für mindestens ein Jahr in einen anderen Staat verlegen. In dem vergleichend angelegten Habilitationsprojekt wird ein Blickwechsel vorgenommen. Stuttgart und Lyon werden darin einmal nicht als Endpunkte menschlicher Bewegung betrachtet, sondern als Räume, in die Menschen zwar einerseits zogen, die sie aber auch wieder verließen, zum Teil dauerhaft, zum Teil, um dorthin wieder zurückzukehren. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht deshalb nicht die Frage des Sesshaftwerdens. Vielmehr geht es um die Wege, die in beide Städte führten und wieder aus ihnen heraus. Diese Perspektive produziert nicht nur eine andere historische Erzählung von Mobilität und Migration – eine „Bewegungsgeschichte”, wenn man so will. Sie wirft ebenfalls eine Reihe neuer Fragen auf.

Dr. Bettina Severin-Barboutie
DHI, Paris / LMU München

Dr. Bettina Severin-Barboutie ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der LMU München (Prof. i.R. Dr. Wolfram Siemann)und Mitglied im französischen Exellenzlabor (LabEx) "Écrire une nouvelle histoire de l’Europe".

Ihre Arbeitsgebiete sind:
- Historische Komparatistik, Transfer- und Verflechtungsgeschichte
- Europäische Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert
- Stadtgeschichte
- Historische Migrationsforschung
- Wissensgeschichte

Derzeit ist sie als Gastwissenschaftlerin am Deutschen Historischen Insitut in Paris (DHIP) tätig.