Forschungskolloquium zur Europäischen Geschichte - Jun.-Prof. Dr. Fabian Lemmes
Forschungskolloquium für Westeuropäische Geschichte
In Kooperation mit dem Lehrstuhl für Neuere und Neuste Geschichte Westeuropas (Prof. Dr. Jörn Leonhard):
Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert erlebte Europa eine Welle von Anschlägen, die oft als Beginn des modernen Terrorismus bezeichnet werden. Oft von Anarchisten verübt, weckten sie bei Regierungen und Bürgertum von der Massenpresse befeuerte Ängste vor einer internationalen anarchistischen Verschwörung und führten zu Diskussionen über die Legitimität politischer Gewalt. Dies gilt für Frankreich, wo die Anschläge 1892-94 einen ihrer Höhepunkte weltweit erreichten, aber auch für Deutschland, wo es nach 1885 zwar kaum mehr Anschläge, aber eine ungebrochene Anarchistenfurcht gab. Wie gingen unterschiedliche Gesellschaften und Regime – und besonders die auf politische Partizipation und Parlamentarismus gegründete Französische Republik – mit dem Terrorismus um? Wie transnational war der anarchistische Terrorismus? Handelte es sich um das Werk exzentrischer Einzeltäter oder um kollektive Strategien?
Fabian Lemmes ist Juniorprofessor am Historischen Institut der Ruhr-Universität Bochum und arbeitet zu den Themen:
-(West-)europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, besonders Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Spaniens sowie ihrer wechselseitigen Beziehungen
- Vergleichende und transnationale Geschichte
- Soziale Bewegungen, politische Gewalt, Terrorismus
- Nationalsozialismus, und Faschismus, Besatzungsforschung, Kollaboration und Widerstand
- Arbeit, Zwangsarbeit und Migration
- Erinnerung, Geschichtspolitik und europäische Integration
Er promovierte mit einer Dissertation zum Thema "Arbeiten für das Reich. Die Organisation Todt in Frankreich und Italien, 1940-1945,Europäisches Hochschulinstitut Florenz, 2009 (Buchpublikation in Vorbereitung).
In seinem Vortrag bezieht er sich auf sein jüngstes Buchprojekt zum Thema "Anarchismus und Terrorismus im Europa des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts", mit einem Schwerpunkt auf einer vergleichenden deutsch-französischen Perspektive.