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Interview mit Marcel Baboupé

Von Paula Kersten


In Frankreich hat fast jeder eine Meinung zu Vinci. Es geht nicht etwa um den Maler, sondern um eine große Multinationale, eine der mächtigsten Baufirmen der Welt. Vinci gehören zum Beispiel nahezu alle Autobahnen in Frankreich - das mit der Maut eingetriebene Geld geht also nicht an den Staat, sondern an den Privatkonzern.

Als “Raubtier” bezeichnete die Monde Diplomatique im vergangenen Jahr die Firma. Insbesondere in der Bretagne und um die Stadt Nantes sind wenige gut auf den Konzern zu sprechen, dort soll der Flughafen Notre-Dame-des-Landes gebaut werden. Naturschützer und Bürger streiten mit dem Staat seit Beginn der 2000er Jahre um das Projekt, während Vinci, die mit dem Bau beauftragt sind, mit jedem verstrichenen Jahr Geld für das nicht realisierte Projekt vom französischen Staat kassiert. Notre-Dame-des-Landes ging durch die nationalen Medien, der Ruf der Multinationalen ist angeschlagen. In Deutschland aber ist Vinci den meisten unbekannt.

Marcel Baboupé arbeitet seit sechs Monaten im Management bei Vinci Energies in Frankfurt. Er hat gerade sein Studium abgeschlossen. Die Tochterfirma des Konzerns ist für ihn eine erste Erfahrung in der Arbeitswelt und ein guter Name auf dem Lebenslauf. Wir wollten von ihm wissen, ob die Affären rund um die Firma eine Rolle für die Angestellten spielen - und er auch in Deutschland auf seine Firma angesprochen wird.

PK: Herr Baboupé, Vinci ist eine Firma, die nicht gerade unumstritten ist. Haben die verschiedenen Affären, in die Vinci verwickelt ist, für Sie eine Rolle bei der Jobsuche gespielt?

MB: Nein, eigentlich nicht. Ich habe eher nach dem Angebot als nach dem Namen der Firma entschieden. Dass die Firma jetzt Vinci heißt, ist für mich völlig in Ordnung. Für andere mag es nicht in Ordnung sein...aber ich wollte in meinem Bereich Arbeit finden und da ist meine Stelle jetzt ideal, das Arbeitsumfeld ist genau das, was ich gesucht habe. Da hat es mich nicht wirklich in meiner Entscheidung gebremst zu wissen, dass Vinci in einigen Belangen kontrovers diskutiert wird. Klar ist es eine große Firmengruppe mit viel Einfluss, aber damit kann ich leben. Und ändern kann ich daran eh nicht viel.

PK: Wird unter Kollegen über die Ereignisse, in die der Mutterkonzern verwickelt ist, diskutiert?

MB: Auch nicht so sehr. Wir reden vor allem über die laufenden Bauprojekte, die mal mehr mal weniger gut sind. Viele reden über den Aktienkurs von Vinci. Von dem ganzen Negativen hört man nicht viel.

PK: Und wie ist es im Privaten? Haben Freunde oder Familie Sie auf ihren Arbeitsplatz angesprochen?

MB: Nein, überhaupt nicht, im Gegenteil! Die Reaktionen sind eher positiv nach dem Motto: Wow, du arbeitest in einer großen Firma, das ist super! Einige wenige haben doch eine Bemerkung fallen gelassen. Sie meinten, dass die Firma etwas überdimensionierte Interessen verfolgt, zu groß ist, zu viel Einfluss hat und ihre Finger überall im Spiel hat. Ihnen gehören immerhin die Autobahnen und noch viel mehr.

PK: Wie verteidigen Sie sich, wenn solche Bemerkungen kommen?

MB: Ach, ich nehme das überhaupt nicht persönlich. Natürlich kann man sich denken, dass Vinci sehr viel Einfluss hat, aber da sind sie nicht die einzigen und darüber zu reden ändern leider nichts an der Sache. Ich weiß nicht, ob es eine Lösung gibt, um den Einfluss von so großen Firmen zu vermindern. Ich persönlich glaube nicht, dass ich mich wegen meines Arbeitgebers verteidigen muss, so stark identifiziere ich mich nicht mit der Firma. Wenn ich in einer Führungsposition wäre, würde ich ja gerne über sowas nachdenken - aber in meiner jetzigen Position habe ich kein bisschen Einfluss auf das Ganze.

PK: Vinci ist in Deutschland deutlicher weniger bekannt als in Frankreich. Werden Sie dennoch auch hier auf Ihren Arbeitgeber angesprochen?

MB: Nein, wenn ich meinen Freunden hier erzähle, wo ich arbeite, sagt der Name Vinci den meisten gar nichts. Sie haben das Logo schon einmal irgendwo gesehen. aber was dahinter steckt wissen die wenigsten. Komischerweise ist das im IT-Bereich anders, da kennen einige Leute die Firma, aber normalerweise sagt der Name niemandem etwas.

PK: Herr Baboupé, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.